Jeder kann ordentlich sein! Oder doch nicht?!
Egal ob online oder offline – überall, wo ich mich als Ordnungscoach vorstelle, erzähle ich, dass jeder Mensch ordentlich sein kann und dass Aufräumen glücklich macht.
Dabei habe ich die größte Herausforderung in Sachen Ordnung bei mir zuhause sitzen. Und damit auch das Beweisstück A, welches das Gegenteil beweist: Unser 7-jähriger Sohn. Er treibt mich, was das angeht, schier in den Wahnsinn. 🤯
„Ich will mein Zimmer nicht aufräumen.“
„Ich kann keine Ordnung Mama!“
Von einem entspannten Verhältnis zu Ordnung ist er meilenweit entfernt.
Meinen Kunden gebe ich den Hinweis, wie wichtig es ist, Kinder spielerisch an die Sache heranzuführen. Was sich bewährt, ist als Vorbild aufzutreten. Kontraproduktiv ist jedoch, Vorschriften zu machen oder sogar Druck auszuüben.
„Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, dann passiert XYZ.“
„Wenn hier nicht langsam mal Ordnung herrscht, dann kannst du XYZ vergessen.“
Diese Herangehensweise verursacht bei Kindern nur negative Gefühle in Zusammenhang mit dem Thema Aufräumen. Erinnern wir uns zurück an unsere Kindheit: Wenn wir etwas tun sollten, was wir nicht wollten. Und es aber aufgedrückt (oder sogar aufgezwungen) bekommen haben, weil sonst unschöne Konsequenzen drohten. Klar, wir haben es irgendwann unter Protest getan. Aber was hat das mit uns gemacht? Wie gerne haben wir diese Tätigkeit als Kinder noch getan?
Und jetzt gehen wir wieder zurück ins Jetzt. Wie gerne werden wir diese Dinge im Erwachsenenalter tun?
Das ist meines Erachtens eines der größten Ursachen, warum viele Menschen keinen Bock zum Aufräumen haben und das Ganze als lästig ansehen. Diese schlechten Erfahrungen. Will ich, dass mein Sohn später auch solche negativen Erinnerungen hat? Ganz sicher nicht!
Praxis is a bitch!
Ich predige ihm die Theorie, aber in der Praxis klappt so gut wie nichts. Man sollte meinen, wenn die Mutter als Ordnungscoach tätig ist, dann färbt davon auch etwas aufs Kind ab und alles läuft nach Plan ab. Pustekuchen!
Ich bzw. wir müssen ihn regelrecht jeden Tag aufs Neue daran erinnern, sein Zimmer aufzuräumen, seinen Teller nach dem Essen wegzuräumen, seine Klamotten vom Boden aufzuheben und so weiter und so fort. Und obwohl er ja ‚an der Quelle sitzt‘ und alle wertvollen Ordnungstipps schon mehrfach von mir gehört hat, werden diese nicht befolgt oder eben nur widerwillig und nach mehrfacher Anweisung meinerseits. Das treibt mich sehr oft in den Wahnsinn und lässt mich an vielem Zweifeln.
2 wichtige Regeln
Ich gebe dir mal ein kleines Beispiel. Es gibt eine wichtige Grundregel, um Ordnung dauerhaft halten zu können. Diese ist so simpel, dass man es fast gar nicht glauben kann. Es kann sie sogar schon ein Kindergartenkind ausführen. Ich verrate sie dir.
Wenn du dir einen Gegenstand aus dem Schrank holst, dann legst du ihn nach der Benutzung genau wieder an dieselbe Stelle zurück, wo du ihn hergenommen hast. Total easy, oder?
Wer schafft es natürlich alles an Ort und Stelle liegen zu lassen und nichts an den Ursprungsplatz zurückzulegen? Rate mal!
Damit diese erste Grundregel vollumfänglich wirken kann, ist es natürlich wichtig, dass jeder Gegenstand vorab einen festen Platz zugewiesen bekommen hat. Und dann am besten nicht irgendeinen Platz. Sondern es sollte ein intuitiver, praktischer Platz sein, welcher auch einfach zugänglich ist.
Deswegen habe ich mir schon mehrfach die Mühe gemacht, das Kinderzimmer auseinanderzunehmen (also im positiven Sinne, denn die 💣ist ja schon vorher eingeschlagen). Es wurden sinnvolle und kindgerechte Kategorien gebildet und jedes Spielzeug bekam ein Zuhause. Ich habe ihn auch daran teilhaben lassen (so gut es eben ging und er auch wollte). Am Ende habe ich ihm jedes Regal erklärt, damit er weiß, wo alles zu finden ist.
„Schau mal Luca, hier hinter dieser blauen Tür befindet sich dein Lego. Hinter der roten Tür dein Playmobil, in dieser Schublade sind deine Autos. Schau, da steht auch nochmal ‚Autos‘ drauf, falls du es vergessen solltest…“
Das Interesse sich meine Erklärungen hierzu anzuhören, hielt sich in Grenzen. Ich weiß auch nie, ob meine Worte in seinem Kopf ankommen. Es wirkt auf jeden Fall nicht so.
Was ich damit sagen will: Er hatte schon so oft die perfekte Ausgangssituation in seinem Kinderzimmer, um die Ordnung dort langfristig halten zu können. Wenn er eben die besagte Grundregel beherzigen würde. Aber er tut es eben nicht. Habe ich schon erwähnt, dass mich das wahnsinnig macht?! Ich sehe alle meine Bemühungen im Sande verlaufen.
Will er nicht oder kann er nicht?
Samstag, 15:26 Uhr, Spiele-Nachmittag mit Mama & Papa. Nachdem wir mit den Spielen fertig sind, kriegt er die Aufgabe, alles wieder an seinen festen Platz zu räumen. Als ich dann später in das Regal schaue, finde ich das vor. SOOOO hat das vorher bestimmt nicht ausgesehen. 🙈
Jetzt und auch damals konnte ich darüber lachen, aber oftmals ist mir gar nicht zum Lachen zumute. Ich frage mich dann immer: Will er es nicht oder kann er es nicht? Wie bei vielem komme ich dann darauf – er will einfach nicht. Denn können tut er viel! Er ist nur unheimlich faul. Aber auch das folgende Argument, warum es Sinn macht Ordnung zu halten, fruchtet bei ihm nicht. Denn das ist auch das, warum ich so gerne Ordnung mache. Ich bin im Grunde ein fauler Mensch und möchte mir so wenig wie möglich Arbeit machen oder meine wertvolle Lebenszeit unnütz verschwenden. Deswegen halte ich immer alles ordentlich, damit kein großes Chaos entsteht. Denn das zu bewältigen dauert viiiiiell mehr Zeit und kostet unheimlich Kraft & Nerven. Vielleicht kennst du das ja.
Zeit für ein Experiment - O K J A!
Als durch Corona im März 2020 erstmalig die Schulen geschlossen wurden, begann ich ein kleines Experiment mit meinem Sohn. Ich wollte ihm den Umstieg zu einem ordentlichen Kinderzimmer so einfach wie möglich gestalten und wandte die Theorie der Gewohnheiten an.
Motivation bewegt dich zum Start. Gewohnheit sorgt dafür, dass du dranbleibst.
Jim Rohn
Eine Gewohnheit entsteht dadurch, dass eine Handlungsweise so oft wiederholt wird, damit diese in Fleisch und Blut übergeht und irgendwann automatisch ausgeführt wird ohne darüber nachzudenken. Das war mein Ziel hinter diesem Experiment. Durch ständige Wiederholungen wollte ich umgehen, dass er sich Gedanken darüber macht, warum er sein Zimmer aufräumen soll. Denn das war immer der Moment gewesen, wo es zu Diskussionen ausartetet, weil er diese Aufgabe umgehen wollte. Durch das routinierte Verhalten würde es nicht mehr dazu kommen, dass er sich darüber den Kopf zerbricht. So zumindest der Plan.
Ich habe dazu eine kleine Challenge auf Instagram gemacht. Hier der Text, welchen in damals veröffentlicht habe.
Endlich habe ich die Zeit und den Nerv meinem Kind eine m.e. wichtige Gewohnheit näher zu bringen. Sein Kinderzimmer am Ende eines Tages aufzuräumen! Wer Kinder hat weiß, dass tagtäglich alles mögliche aus den Schränken geholt wird und auf dem Fußboden bis in die hinterste Ecke verteilt wird. Egal wie klein das Spielzeug auch sein mag.
So auch bei uns zuhause. Aktuell durch die Quarantäne noch in verschärfter Form, da viiiiel mehr Zeit zum Spielen ist. Mit dem Wegräumen tut sich mein Junior eher schwer. Ist auch verständlich. Kinder sehen darin (noch) keinen Sinn. Spielen ist das A und O! Deswegen wiederhole ich den Prozess jetzt solange mit ihm bis es zu eine Routine bei ihm wird und das Aufräumen nicht mehr zur täglichen Diskussionsplattform wird. Meine Nerven werden es mir danken! Und meine Familie wird davon langfristig profitieren. Ich nenne es die OKJA-Challenge! Ordentliches Kinderzimmer jeden Abend!
Ziel ist, täglich in einer aufgeräumten Umgebung in die nächtlichen Träume zu starten und den Tag mit einer freien, sauberen Spielfläche zu beginnen. Aufgeräumt bedeutet für mich, alles vom Fußboden zu befreien und an den dafür vorgesehenen Platz zu räumen. Da jedes Teil in seinem Kinderzimmer einen definierten Platz hat, sollte es für ihn eigentlich kein Problem sein. Die Betonung liegt auf eigentlich! Ich bin gespannt!
Wir haben diese Challenge 2 Wochen durchgezogen. Jeden Abend! Am Anfang fand er es ganz schrecklich und hat nur widerwillig mitgemacht. Ich hatte jeden Abend ein Bild, manchmal sogar ein Video, auf Instagram gepostet mit dem aufgeräumten Endresultat. Einmal durfte er sogar selbst ein kleines Video machen (siehe unten). Das alles hat ihn sehr angespornt und ich konnte die Motivation somit bei ihm aufrechterhalten. Manchmal muss man eben nur wissen, wie man die Kids locken kann. Hihi. Ich musste ihn jedoch jeden Abend daran erinnern und darauf hinweisen.
Der Erfolg war von kurzer Dauer
Eines Abends saßen wir vor dem Fernseher und plötzlich kam von ihm ein erschrockenes „Mama, wir haben vergessen das Zimmer aufzuräumen!“. Normalerweise wurde erst immer das Zimmer aufgeräumt, danach die Zähne geputzt und erst dann gabs noch etwas Beschallung vor dem TV.
Als er das sagte, war ich mega stolz auf ihn und ich wusste, dass das Experiment funktionierte und er sich allmählich daran gewöhnte.
An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich nicht mehr weiß, wie das ganze ausging und warum wir nach 14 Tagen wieder von diesem Weg abgekommen sind. Ich vermute durch Corona, Homeschooling und der ganzen (Ausnahme-)Situation 😷 hatte ich nicht mehr die Kraft und Geduld das ganze aufrecht zu erhalten. Deswegen konnte sich die Gewohnheit bei ihm nicht richtig verankern.
Abschließend sage ich immer noch: Jeder kann ordentlich sein! Mit der richtigen Einstellung und der passenden Vorgehensweise. Die Vorgehensweise kann ich beeinflussen. Die Einstellung jedoch nicht. Wenn jemand nicht will, dann will er nicht! So muss ich weiterhin darauf setzen, dass meine Vorbildfunktion in Sachen Ordnung irgendwann Einfluss auf unseren Sohn nehmen wird. Es wird sich zeigen.
Das war die Geschichte zu meiner größten Ordnungs-Herausforderung. Meine Zweitgrößte ist übrigens mein Verlobter, dessen Gehaltsabrechnungen ohne mich wohl nie einen Weg in den Aktenordner gefunden hätten. Aber das ist eine andere Geschichte…
In diesem Sinne – lasse dich nicht von deinen Liebsten in den Wahnsinn treiben. Auch, wenn es diejenigen sind, die das am Besten können.
Diejenigen, die wir lieben, können uns am meisten verletzten.
Paulo Coelho
Wer fordert dich beim Thema Ordnung oder bessergesagt Unordnung am meisten heraus? Lass es mich gerne wissen.
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